Philosophie
Evelyn Gutman gründete 1987 das Gestüt Bonhomme auf einem idyllischen Anwesen in Bramsche bei Osnabrück. Zwischen damals und heute liegen Jahrzehnte der Zucht, Erfolge, aber auch Rückschläge, viele, viele Erfahrungen, ein schwerer Schicksalsschlag und die unbändige Vision, einen ganz besonderen Ort zu erschaffen, an dem es möglich ist den Spitzensport mit dem Respekt vor dem Lebewesen in Einklang zu bringen.
Diesem Ziel hat sich das Gestüt Bonhomme von Anfang an verschrieben. Evelyn Gutman etablierte auf Gestüt Bonhomme eine Hengststation der besonderen Art. Einer der damaligen Gründerhengste war kein Geringerer als Stempelhengst Sandro Song höchstpersönlich, welchen Evelyn Gutman als zweijährigen, damals noch ungekörten, Hengst entdeckte.
Da die Anlage in Bramsche durch den wachsenden Pferdebestand langsam zu klein wurde, wechselte das Gestüt im Jahre 2005 seinen Standort von Niedersachsen nach Brandenburg. Nun befindet sich das Gestüt Bonhomme im Norden von Werder/Havel vor den Toren Berlins, umgeben von Wäldern, weitläufigen Wiesen und der wunderschönen Seenlandschaft der Havel.
Besondere Dynamik erhielt der Erhalt dieser Philosophie mit der Übernahme des Gestüt Bonhomme im Jahr 2009 durch Evelyns Tochter Rebecca. Ihr erklärtes Ziel war es, sportliche Spitzenerfolge zu feiern, ohne dabei auch nur einen einzigen Millimeter von der Ursprungsidee abzuweichen. Ganz im Gegenteil, Rebecca entwickelte Bonhomme hin zu einer modernen Hengststation, erwarb weitere Flächen, um allen Pferden noch mehr Auslauf zu ermöglichen und legte höchsten Wert auf eine enge Zusammenarbeit mit Mitarbeitern, die ihre Liebe und Passion für diese wundervollen Kreaturen teilten.
Auf Gestüt Bonhomme etablierte und lebte sie die Philosophie des respektvollen Umgangs mit dem Pferd. Ihr ist es gelungen, ihre Idee der art- und altersgerechten Ausbildung und Haltung der Pferde, insbesondere ihrer Hengste, mit höchsten internationalen Sporterfolgen zu vereinen. Ihre Leidenschaft und Beharrlichkeit haben das Gestüt Bonhomme zu einem besonderen Ort gemacht. Nicht selten betitelte sie diesen selbst, als ihr persönliches „gallisches Dorf“. „Hier ist eben alles ein wenig anders“, lachte sie verschmitzt.
Tragischer Weise verstarb Rebecca im Jahr 2022 viel zu früh, im Alter von nur 54 Jahren an einer erbarmungslosen Krankheit. Rebeccas Frohsinn, ihre visionäre Kraft, Standhaftigkeit und ihr ganz besonderer Humor werden uns von Herzen fehlen. Dieser Verlust ist unerträglich.
Nun ist es die grenzenlose Antriebskraft des gesamten Team Bonhomme, dieses großartige Vermächtnis in Rebecca und Evelyn Gutmans Sinne weiterzuführen.
Ganz konkret bedeutet dies für uns der zu jeder Zeit faire, respektvolle und vertrauensvolle Umgang mit den uns anvertrauten Pferdepersönlichkeiten. Ein wichtiger Punkt ist für uns die Haltung unserer Deckhengste und Sportpferde. Es ist für uns eine Selbstverständlichkeit, dass unsere Pferde alle täglich 2 – 3 Mal bewegt werden. Neben dem Training unter dem Reiter, freuen sich unsere Vererber und Sportler über täglichen Freigang. Das Gestüt Bonhomme offeriert eine Vielzahl von Gras- und Sandpaddocks sowie Weiden, die genügend Platz für das Freizeitvergnügen aller unserer Pferde bieten. Egal ob Deckhengst, Grand Prix-Star oder Jungspund, auf Gestüt Bonhomme genießen alle Bewohner täglichen Freigang.
Maßgebend ist der faire Umgang mit dem Partner Pferd. Sport bedeutet für uns das gemeinsame Erreichen großer Ziele basierend auf einer vertrauensvollen, harmonischen Einheit mit unseren so facettenreichen und charakterstarken Pferden.
Eine Schlüsselrolle in Rebeccas Gedanken um die Ausbildung unserer Pferde spielte der Faktor Zeit. „Gebt den Pferden doch Zeit!“ Das war ein Satz, den Rebecca so oft verwendete. Eine individuelle Ausbildung, ohne mentale oder physische Überforderung, war ihre alleroberste Priorität. Die Beachtung dieses Grundsatzes war ihr so wichtig, dass sie jegliche wirtschaftliche Interessen ganz entschieden hintenanstellte.
Dieser Grundsatz beginnt bei uns schon in der frühesten Jugend unserer Pferde. Auf Bonhomme geboren, erwartet unsere Pferde eine glückliche, unbeschwerte Jugend inmitten ihrer Herde. Frühestens Mitte dreijährig, oft auch erst vierjährig erlernen unsere Schützlinge das Einmaleins des Reitpferdes, bevor sie zu einer weiteren Entwicklungsphase zurück in die Gruppenhaltung auf der Weide entlassen werden. Turniersportlich stellen wir unsere Pferde frühesten Ende vierjährig, meist jedoch erst fünfjährig vor. Nun haben die meisten Pferde ihre mentale und physische Stärke so weit gefestigt, dass sie langsam Turnierluft schnuppern und den dort geforderten Anforderungen gerecht werden können.
Die Idee für unsere Deckhengste ist identisch, allerdings erfordert hier die Umsetzung noch mehr Fingerspitzengefühl. Durch die Körung und das anschließende Hengstleistungsprüfungssystem sehen sich die jungen Hengste einigen verpflichtenden Datenpunkten ausgesetzt. Wir sind der Meinung, dass die gestellten Leistungsprüfungsanforderungen die allermeisten Pferde in diesem Alter überfordert. Wir bemühen uns, die Vorbereitung auf diese Ereignisse so schonend wie nur irgend möglich zu gestalten und nehmen dafür auch Abstriche in den späteren Endnoten in Kauf. Unabhängig von wirtschaftlichen Einbußen gönnen wir daher sowohl unseren dreijährigen- als auch unseren vierjährigen Hengsten eine ausgedehnte Sommerpause. Unsere dreijährigen Hengste werden auf Hengstvorführungen nicht unter dem Sattel gezeigt und auch sportlich gilt: frühestens Ende vierjährig, bevorzugt aber fünfjährig starten unsere Vererber in ihre hoffentlich lange und aussichtsreiche Turnierkarriere.
Wir geben den Pferden die Zeit, sich altersgerecht zu entwickeln. Und wir nehmen uns die Zeit, ihre natürlichen Veranlagungen ohne Gewalt zu fördern. Nur so werden sie zu einem Partner, bleiben gesund und bis ins hohe Alter leistungsbereit. Die Zahl unserer internationalen Sporterfolge, fitten Sportpferde und nicht zuletzt unserer Althengste, die immer noch fröhlich jeden Tag genießen, spricht für sich.
Wir sind davon überzeugt, dass sich langfristiger Erfolg nur durch gute, solide Arbeit einstellt und dazu gehören neben Respekt und Vertrauen eben auch Geduld und Zeit.
Und dennoch verlieren wir dabei den Sport nicht aus den Augen. Wir betrachten den Reitsport eben einfach aus einer etwas anderen Perspektive – der Perspektive unserer inspirierenden Gestütsgründerinnen Evelyn und Rebecca Gutman, deren großen Traum von Olympia verbunden mit ebendieser besonderen Philosophie, wir fest vor Augen haben.